Unser Salzburg November, auf dem BIld ist Opernsängerin Frances Pappas

Frances Pappas: Raum für Kunst und Begegnung

Frances Pappas bringt Vertreter:innen aus dem Kulturbereich zusammen, um sich gemeinsam bei einem Essen zu vernetzen.


4 Min.

© jorjasphotography

Das „D-Inner Circles“ Salzburg ist eine Initiative von D-Arts und Bridging Arts, die Künstler:innen und Menschen aus einem möglichst breiten Querschnitt der Salzburger Gemeinschaft in einer offenen, intimen Atmosphäre zusammenbringt. Ziel ist es, Räume zu schaffen, die Begegnungen auf einer tiefen, menschlichen Ebene ermöglichen – jenseits von Status und Rollen. So können neue Gemeinschaften gebildet und die Herausforderungen der Kulturbranche und der Gesellschaft angegangen werden.

Initiatorin Frances Pappas ist Kanadierin griechischer Herkunft. Nach ihrem Studium an der Universität von Toronto erhielt die Mezzosopranistin vom Arts Council of Ontario ein Musikstipendium für die Wiener Musikhochschule. Neben ihren Erfolgen im klassischen Opern- und Konzertrepertoire hat sie sich in ihrer musikalischen Laufbahn auch der zeitgenössischen Musik sowie der griechischen Volksmusik gewidmet. Am Salzburger Landestheater verkörperte sie unter anderem die Marie im Wozzeck und bei den Salzburger Festspielen war sie als Meni von The Exterminating Angel, als Margret im Wozzeck und als Junon in Orphée aux enfers zu hören.

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Frau Frances Pappas, wie kann man sich die kuratierten Abendessen bei D-Inner Circles vorstellen?
Frances Pappas: Die Abendessen bieten Raum für Austausch und kritische Gespräche über aktuelle Herausforderungen in Kunst und Gesellschaft. Ziel ist es, den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Kontext, in dem Kunst hier stattfindet, gemeinsam zu erkunden. In einer Zeit, in der wir uns in soziale Blasen zurückziehen, setzt D-Inner Circles einen Gegenentwurf. Es knüpft an mein kulinarisches Experiment „Philoxenia – Liebe zu Fremden“ an. Die Teilnehmenden aßen ohne vorherige Informationen über einander zusammen an einem Tisch. Nur die Vornamen waren bekannt. Der Rest blieb außen vor, um Barrieren abzubauen und den Fokus auf den Austausch von Ideen zu legen. Das Besondere der D-Inner Circles ist, dass neben der gemeinsamen Mahlzeiten und den Gesprächen auch kurze künstlerische Mini-Performances zu sehen sind. Nach jedem Dinner nominieren die Teilnehmenden jeweils eine Person für das nächste Essen, sodass sich der Circle stetig vergrößert.


Ich erhoffe mir, dass D-Inner Circles nicht nur neue Netzwerke schaffen, sondern auch ein tieferes Verständnis dafür fördern, wie Kunst uns helfen kann, komplexe gesellschaftliche Themen zu reflektieren.

Frances Pappas

Im Fokus soll die Frage nach Diversität stehen. Welche Chancen kann Vielfalt in der Kulturbranche bieten?
Vielfalt in der Kulturbranche bietet Chancen, die über die reine Ästhetik hinausgehen. Die Stimmen unterrepräsentierter Gruppen bereichern den kulturellen Diskurs. Sie bringen neue Perspektiven und Erfahrungen ein. Fehlende Diversität und Sichtbarkeit unterrepräsentierter Gruppen führt zu einer einseitigen Wahrnehmung, die die kulturelle Landschaft einschränkt und die Mehrheitsgesellschaft nicht widerspiegelt. Eine diverse Kulturbranche zieht ein breiteres Publikum an und ermöglicht innovative Kooperationen. Diversität in der Kultur ist nicht nur bereichernd, sondern stärkt auch das soziale Gefüge. Letztendlich führt eine inklusive Kultur zu einer lebendigeren, gerechteren und harmonischeren Gesellschaft, in der alle Stimmen geschätzt und gehört werden.

Welche Rückmeldungen gibt es von den Künstler:innen?
Die bisherigen Rückmeldungen sind überwältigend positiv. Die Teilnehmer:innen schätzen besonders die intime, vertrauensvolle Atmosphäre, die es ihnen ermöglicht, sich offen auszutauschen und neue Beziehungen zu schaffen. Ein besonderer Aspekt ist die Mischung aus Künstler:innen und Nicht-Künstler:innen, die die Teilnehmenden dazu ermutigt, ihre Komfortzone zu verlassen. Sich außerdem dem Neuen und Unbekannten zu öffnen. Die Kunstbeiträge während des Abends geben den Gesprächen eine zusätzliche Dimension, weil sie wie ein Katalysator wirken. Außerdem machen sie Themen auf einer emotionalen Ebene zugänglich. Eine Künstlerin sagte mir, sie sei inspiriert worden, in ihrer eigenen Arbeit neue Themen aufzugreifen, die sie vorher nie in Betracht gezogen hätte.

Was wünschen Sie sich für dieses Format?
Ich erhoffe mir, dass D-Inner Circles nicht nur neue Netzwerke schaffen, sondern auch ein tieferes Verständnis dafür fördern, wie Kunst uns helfen kann, komplexe gesellschaftliche Themen zu reflektieren. Langfristig möchte ich, dass die D-Inner Circles zu einem größeren Netzwerk heranwachsen, das zu Veranstaltungen führt, bei denen sich alle „Kreise“ gemeinsam treffen. Mein Wunsch ist auch, dass aus diesen Dinners echte Verbindungen entstehen. Dass sie Menschen zusammenbringen, die sonst vielleicht nie die Gelegenheit gehabt hätten, miteinander ins Gespräch zu kommen. Letztendlich wünsche ich mir, dass wir nicht nur künstlerisch, sondern auch menschlich wachsen. Und wir bereit sind, uns auf neue, vielleicht ungewohnte Verbindungen einzulassen.

MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS

Elisabeth Trauner
© Privat

Elisabeth Trauner ist Redakteurin von Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne neue Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.

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