Porträtbild von Arbeitspsychologin Birgit Artner

Positiver Nachrichtenkonsum: Tipps gegen Doomscrolling

Arbeitspsychologin Birgit Artner im Interview

3 Min.

© Markus Huber

Positiver Nachrichtenkonsum als auch Doomscrolling beeinflusst unsere Psyche. Doomscrolling bezeichnet das endlose Durchforsten von sozialen Medien und Nachrichtenportalen nach negativen Informationen. Die Ursachen dafür sind vielschichtig:

Menschen neigen dazu, negative Inhalte stärker zu gewichten und länger zu behalten als Positives, was als Negativitäts-Bias bekannt ist. Dies wird durch algorithmische Priorisierung negativer Inhalte in sozialen Netzwerken verstärkt, da diese mehr Klicks generieren. Hinzu kommt, dass das fortlaufende Scrollen das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert, was zum Weitermachen motiviert. Auch die Angst, etwas zu verpassen animiert zum Scrollen. All diese Faktoren können die Wahrnehmung der Realität verzerren, Ängste und Sorgen verstärken und sich langfristig betrachtet auf die Gesundheit auswirken. Wir haben uns mit Arbeitspsychologin Birgit Artner getroffen und uns über positiven Nachrichtenkonsum und Doomscrolling unterhalten.

DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN:

Micro Retirement: So planst du deine Mini-Ruhestände

Christfluencer: Zwischen Hashtag-Himmel und harter Ideologie

Marion Mitterhammer: Zwischen Bühnenkraft und Lebensmut

Frau Artner, warum reagiert Menschen eigentlich so stark auf negative Nachrichten?

Birgit Artner: Da gibt es einige psychologische Aspekte. Einer davon ist, dass wir von der Evolution her darauf fokussiert sind, Gefahren frühzeitig zu erkennen, damit unser Überleben gesichert wird. Gefahr zu erkennen bedeutet, sich vorbereiten zu können, Kontrolle zu bekommen und dieser Gefahr auch vorzubeugen. Auf der anderen Seite, neigen wir dazu, Dinge, die wir als Information zu bekommen, so zu interpretieren, dass sie auch in unser Weltbild passen.

Wir sprechen hier auch vom sogenannten „Bestätigungsfehler“. Alles wird so gedeutet, dass die Nachrichten und Informationen zu meiner Einstellung, meiner Erfahrung oder Gewohnheit passen und so bestätigt werden. Hinzu kommt noch das Phänomen der selektiven Aufmerksamkeit, das heißt, ich picke mir das raus, was für mich stimmig erscheint. Oder ich behalte das in Erinnerung, das gut zu meiner Einstellung passt.

Welche Signale zeigen, dass ich eine digitale Pause brauche?

Wenn ich merke, dass ich mich nicht mehr gut konzentrieren kann, oder gereizt reagiere. Wenn ich Gefühle von Unsicherheit oder Angst wahrnehme, man schlechter schläft oder schnell abgelenkt ist. Auf Dauer führt dies zu einer verringerten Lebenszufriedenheit, einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Depression und weniger Harmonie im Leben. Auch körperliche Symptome wie zum Beispiel Haltungsprobleme sind nachgewiesen

Welche Nachrichten sind relevant für meinen Alltag oder mein Leben?

Das ist allgemein schwierig zu beant- worten. Natürlich sind Nachrichten und das Weltgeschehen im Alltag relevant. Die Frage ist immer, wie viel davon und in welcher Intensität ich davon wirklich konsumiere. Man soll sich selber reflektieren und herausfinden: Was tut mir gut und was belastet mich eher. Man soll seinen Medienkonsum hinterfragen und eventuell auch verändern, sodass es für einen selbst keine Belastung darstellt.

Wie wichtig ist positiver Nachrichtenkonsum?

Das ist ganz wichtig, weil so wie negative Nachrichten negative Stimmung machen – ist positiver Nachrichtenkonsum gut für das Gemüt und erzeugen gute Gefühle. Man soll hier eine Balance finden, bei den Fakten bleiben und realistisch sein.

Welche Tipps haben Sie gegen Doomscrolling?

Die Zeit, die wir im Internet verbringen, lässt sich gut begrenzen. Maßnahmen wie die Push-Benachrichtigungen auszuschalten, die Bildschirmzeiten verringern und das Smartphone lautlos zu schalten sorgen für den nötigen Abstand. Online-Magazine, Apps und Podcasts mit positiven Nachrichten zu konsumieren, sorgt für eine ausgewogenere Wahrnehmung. Bewegung und Sport reduzieren Stress und fördern die innere Balance.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Wordrap mit Arbeitspsychologin Birgit Artner © Unser SALZBURG / Elisabeth Trauner

Mehr über die Autorin dieses Beitrags

Elisabeth Trauner
© Privat

Elisabeth Trauner ist Redakteurin bei Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne neue Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.

Abo

Wählen Sie Ihr persönliches Abo! Gerne können Sie das Abo auch verschenken.

×