Ein Porträtbild der Familie Schwaiger, lachende Familie

Tanja Schwaiger im Interview über Brustkrebs, Mut und Aufklärung

Aus Liebe zum Leben

6 Min.

© Eder Collection

Die engagierte Hotelchefin Tanja Schwaiger organisiert mit sehr viel Engagement und Herzblut jedes Jahr die Pink Ribbon Night. Die beachtlichen Spenden gehen an die Österreichische Krebshilfe Salzburg für die Betreuung von Krebspatientinnen (und Angehörigen) im Bundesland Salzburg, die finanzielle Soforthilfe, die Aufklärung und die Krebsforschung. Wir haben sie auf ein Gespräch getroffen und unter anderem darüber gesprochen, was ihr in der Zeit ihrer Krebserkrankung besonders viel Stärke gegeben hat. 

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© Pexels / Anna Shvets

Frau Schwaiger, Sie haben selbst eine Brustkrebserkrankung durchlebt, möchten Sie kurz Ihre Geschichte erzählen? 

Angefangen hat es am 15. Jänner 2020, genau an meinem Geburtstag. Ich habe meine Brust abgetastet und einen kleinen Knubbel gespürt, etwa einen Zentimeter groß. Am Abend auf der Feier habe ich es meiner Schwester erzählt. Ich dachte gar nichts schlimmes dabei, da damals mein Sohn erst zwei Jahre alt gewesen ist und ich davon ausging, dass das vielleicht noch ein Überbleibsel vom Stillen ist.

Ich bin generell ein positiver Mensch und hab mir nie gedacht, dass ich einmal mit der Gesundheit Probleme haben könnte. Trotzdem habe ich den Knubbel immer im Hinterkopf gehabt. Dann kam auch noch die Corona Pandemie, die die Welt ohnehin schon auf den Kopf gestellt hat. Nachdem ich aber trotzdem sicherheitshalber einen Termin zur Mammographie ausmachen wollte, bekam ich den Termin im Mai. Aufgrund der damaligen Corona-Maßnahmen wurde mein Termin auf Juni verschoben. Da ich aber dann am Telefon sagte, dass ich etwas in meiner Brust ertastet habe, bekam ich den Termin sofort am nächsten Tag. In den folgenden Tagen kam dann eine Biopsie und eine Ultraschalluntersuchung hinzu. Schließlich stand fest: Es ist Krebs. 

Wie ist es Ihnen mit dieser Diagnose ergangen? 

Da bricht dann schon erstmal eine Welt zusammen. Ich wollte dann meinen Mann anrufen und war so neben der Spur, dass ich nicht mal mehr die Nummer gefunden habe. Es war wie im Film. Die Zeit von der Biopsie bis zum Ergebnis war für mich die schlimmste Zeit, da man so im Ungewissen lebt. Es hat sich dann herausgestellt, dass ich eine sehr aggressive Form von Brustkrebs hatte und der Krebs bereits in zwei Lymphknoten metastasiert war. Die Organe waren zum Glück frei von Metastasen. Ich brauchte dementsprechend Behandlungsmethoden wie Chemotherapie und eine Operation. Ich habe während der Chemotherapie neben einer extremen Müdigkeit auch meine Haare verloren. In der Zeit habe ich aber bewusst keine Perücke getragen, weil ich mich nicht verkleiden wollte. Ich bin offen mit der Erkrankung umgegangen. 

Wie haben Sie diese Zeit emotional und mental gemeistert, und welche Rolle spielte dabei die Unterstützung von Familie und Freund:innen? 

Mein Umfeld war eine ganz große Stütze, vor allem mein Mann und mein Sohn, der gerade erst einmal zwei Jahre alt war. Er gab mir so viel Kraft, da ich für ihn da sein wollte. Für ihn wollte ich kämpfen. Wir haben ihn von Anfang an Bescheid gegeben und offen mit ihm mithilfe einer psychologischen Betreuung, gesprochen. Die Angebote habe ich angenommen. Es ist wichtig, dass man sich Hilfe holt und offen darüber redet und sich nicht versteckt. Mir war es lieber, dass die Leute mich anreden und nicht, dass sie einfach wegschauen und sich abwenden. Aber jeder Mensch ist in der Situation anders.

Manche Menschen haben zu mir gesagt „Du hast ja Glück gehabt, es war eh nur Brustkrebs“. Nur weil man es manchen nicht ansieht oder man es in der Gesellschaft nicht so zeigt, geht es einem daheim vielleicht trotzdem nicht so gut. Hier sollten Menschen einfach einfühlsamer werden und keine platten Sätze von sich geben. Jeder Krebs ist schlimm. Als Betroffener fühlt man sich wie ausgebremst. 

Sie organisieren mit sehr viel Engagement die Pink Ribbon Night im Pinzgau. Was war der entscheidende Moment, der Sie dazu bewegt hat, sich so intensiv für krebskranke Menschen und ihre Familien einzusetzen? 

Während meiner Chemotherapie habe ich mir bereits gedacht: Wenn ich gut aus der Behandlung rauskomme und ich den Krebs besiege, dann möchte ich auch etwas für Menschen machen, die das Gleiche erleben. Da ich ja aus dem Tourismus-Bereich komme und wir hier im Hotel Eder im Pinzgau die räumlichen Gegebenheiten zur Verfügung haben, war es für mich eine gute Gelegenheit, eine Spendenaktion zu organisieren. Die gesammelten Spenden kommen komplett der Krebshilfe Salzburg sowie der Krebsforschung zugute. Heuer findet die Pink Ribbon Night bereits zum fünften Mal statt. Das Motto der Veranstaltung steht ganz im Zeichen „Aus Liebe zum Leben“. Es geht natürlich um die Wichtigkeit der Vorsorge, aber es soll gefeiert werden. Das Leben soll gefeiert werden. 

Wie wichtig ist für Sie die Aufklärung über Krebsfrüherkennung

Mega wichtig. Leider haben wir hier im kleinen Ort eine junge Mutter an Krebs verloren, da ihre Metastasen bereits schon so fortgeschritten waren. Die Vorsorge ist extrem wichtig, man braucht das Bewusstsein für den eigenen Körper. Wenn man sich denkt, es stimmt etwas nicht, dann sollte man sich unbedingt untersuchen lassen. Man braucht keine Angst vor den Untersuchungen zu haben, denn je früher man etwas erkennt, desto besser sind die Heilungschancen. 

Ein Porträtbild der Familie Schwaiger, lachende Familie
© Eder Collection

Wie hat Ihre eigene Krebserkrankung Ihre Perspektive auf das Leben verändert? 

Ich bin mir als Mensch mehr wert geworden. Ich bin wahnsinnig dankbar, dass es so gut ausgegangen ist. Diese Dankbarkeit fühle ich viel mehr als vor meiner Erkrankung. Vorher war ich hin und hergerissen, im Spagat zwischen Beruf und Muttersein. Das versuche ich immer mehr zu erkennen, dass ich gut genug bin, was ich gebe. Eine Krankheit ist nicht immer nur negativ, sondern man lernt auch immer etwas daraus. Jeder Mensch geht anders mit einer Ausnahmesituation um. Das sollten andere Menschen nicht bewerten. 

Wenn Sie zurückblicken, wie hat sich Ihr Leben nach der Diagnose verändert? Welche Prioritäten und Werte sind heute für Sie wichtiger? 

Das Grundvertrauen ist verletzt, wenn man einmal so eine Erkrankung durchgemacht hat. Ich hatte früher immer das Gefühl, nichts kann mir passieren. Jetzt bin ich vorsichtiger und ängstlicher. Dafür ist die Dankbarkeit stärker geworden und meine Positivität. Man erfährt so viel Freundschaft und die Liebe zum Partner und zur Familie wird stärker. 

Mehr über die Autorin dieses Beitrags

Elisabeth Trauner
© Privat

Elisabeth Trauner ist Redakteurin bei Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne neue Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.

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