Geschlechtskrankheiten: Person mit abgewandtem Gesicht – Frau mit dunklen Haaren, in Schwarz gekleidet, dreht sich vom Betrachter weg und berührt ihr Ohr.

Geschlechtskrankheiten: Komm zurück Kondom!

Welche die häufigsten Geschlechtskrankheiten sind und warum wir besonders auf Frauenkörper achten müssen.

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Ziehen im Unterbauch, Bläschen am Venushügel, Ausfluss, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Brennen beim Harnlassen – wenn Symptome wie diese plötzlich auftauchen, man keine Erklärung parat hat und vielleicht auch ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte (oder womöglich der/die Partner:in), sollte man keine Zeit verstreichen lassen. Mit einem Bluttest bzw. einem Abstrich hat man bei den meisten Infektionen Gewissheit, ob es sich um eine Geschlechtskrankheit handelt. Dazu zuerst die schlechten Nachrichten: Seit HIV mit Medikamenten relativ gut in Schach gehalten werden kann, pfeifen leider viele Menschen aufs Kondom.

Mediziner:innen warnen weltweit: Geschlechtskrankheiten sind im Vormarsch, einige davon können sogar tödlich enden. „Wir müssen gerade junge Leute dafür sensibilisieren, dass sie aufpassen müssen, weil einige Krankheiten auch für später Konsequenzen bedeuten, nämlich vielleicht dass sie keine Babys bekommen können“, betont Kristina Semmelweis, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie in Eisenstadt. Wir haben mit ihr einige häufig gestellte Fragen zu Geschlechtskrankheiten besprochen.

Zunächst aber noch die guten Nachrichten: Mit der HPV-Impfung in jungen Jahren (die Message geht also auch an Erziehungsberechtigte) und einem Kondom kann man sich ziemlich stabile Schutzmauern bauen.
Generell gilt: Infiziert man sich mit einer Krankheit, heißt es, möglichst zeitnah Ärzt:in (Hausärzt:in, Fachärzt:in für Haut- und Geschlechtskrankheiten bzw. für Urologie), Spital oder Labor aufsuchen, viele Geschlechtskrankheiten können medikamentös gut behandelt werden.

Geschlechtskrankheiten: Frau in Unterwäsche – Frau im weißen Slip bedeckt mit beiden Händen ihren Intimbereich.unter Zystitis, isoliert vor weißem Hintergrund. Gynäkologische Probleme, Infektionen des Genitaltrakts. Gesundheitswesen.
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Was sind PEP, PrEP und ART?

Alle drei Abkürzungen beziehen sich auf eine (mögliche) Infektion mit HIV. PEP steht für Post-Expositions-Prophylaxe und ist quasi ein Medikamentencocktail, um nach einem möglichen Risiko-­Kontakt – durch ungeschützten Sex, einen Nadelstich oder ein geplatztes Kondom – das Virus daran zu hindern, sich im Körper festzusetzen. Die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) wird vorher genommen, um im Idealfall eine mögliche Ansteckung zu verhindern. Mit der antiretroviralen Therapie, kurz ART, werden HIV-Infizierte behandelt, eine Heilung ist bis heute nicht möglich.

Warum wird eindringlich die HPV-Impfung empfohlen?

HPV steht für Humanes Papillomavirus. Die sogenannten Low-Risk-Typen verursachen Genitalwarzen, sie können von stecknadel- bis hin zu faustgroß werden und können entfernt oder mit immunkompetenten Salben behandelt werden. Schützen kann man sich davor am ehesten mit Kondom, wobei auch Bereiche außerhalb der Genitalien betroffen sein können.

Die HPV-Impfung schützt hingegen vor den gefürchteten High-Risk-Typen, die Zellveränderungen und damit verschiedene Krebsarten auslösen. Bei Frauen ist häufig der Gebärmutterhals betroffen, bei Männern der Penis; durch Oralsex kann man an Kehlkopf-, Zungen- oder Oralkrebs erkranken.

Schon eine Vorstufe der Erkrankung kann gynäkologische Operationen am Gebärmutterhals notwendig machen, das kann den Kinderwunsch beeinträchtigen. Wichtig: Die zwei empfohlenen Impfungen sollten Kids im Alter zwischen 9 und 16 bekommen, also vor der sexuellen Aktivität. Die Impfungen sind in Österreich kostenlos.

Porträtfoto – Frau mit blonden Haaren und weißem Oberteil lächelt vor hellem Hintergrund.
Dr. Kristina Semmelweis © Viktor Fertsak

Wir müssen vor allem Junge sensibilisieren, dass bestimmte Krankheiten den späteren Kinderwunsch beeinträchtigen können.

Dr. Kristina Semmelweis, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Was ist das Heimtückische an Syphilis?

Ein trauriges Revival erlebt Syphilis, eine Erkrankung, die durch das Bakterium Treponema pallidum – in Sperma, Scheidensekret oder Blut – übertragen wird. Bei der Erstinfektion macht das Bakterium eine kleine Wunde, die etwas schmierig belegt ist. Sie kann im Mund oder im Genitalbereich auftreten. Im besten Fall wird Syphilis in diesem Stadium entdeckt und kann sehr gut mit Penicillin behandelt werden.

Das Problem: Wird die Wunde übersehen (oder ist sie an einer nicht sichtbaren Stelle), heilt sie nach einer Zeit ab, und Syphilis beginnt, sich in anderen Organen festzusetzen. Sie kann Ausschläge am ganzen Körper auslösen, zu Fieber führen und sogar Leber und Zentrales Nervensystem befallen, im schlimmsten Fall zum Tod führen. Ein Bluttest bringt Gewissheit. Einige Apotheken bieten auch Selbsttests an, das Ergebnis ist aber nur mit Einschränkungen aussagekräftig und es wird unbedingt empfohlen, einen Ärzt:in zu konsultieren.

Können auch Männer einen Ausfluss haben?

Ja, Ausfluss kann ein Symptom einer Infektion mit Chlamydien oder Tripper (Gonorrhö) sein. Das fällt bei Männern tendenziell schneller auf, weil sie – im Gegensatz zu Frauen – normalerweise keinen Ausfluss haben. Hinzu kommen Schmerzen beim Harnlassen und bei Frauen Unterbauchschmerzen, bei Tripper sind die Symptome zumeist stärker. Vor der Infektion kann ein Kondom schützen; beide Krankheiten können mit Antibiotika behandelt werden. Passiert dies aber nicht, wandern die Bakterien weiter. Bei Frauen können beispielsweise die Eileiter befallen werden, Entzündungen und Vernarbungen können zu Unfruchtbarkeit führen. Es kommt mitunter vor, dass eine Krankheit erst bei nicht erfülltem Kinderwunsch entdeckt wird.

Warum sind Geschlechtskrankheiten für Frauen gefährlicher?

Weil sich der Großteil der Geschlechtsorgane der Frau im Inneren befindet, sind Symptome oft „unsichtbar“. Ein Beispiel: Der Syphilis-Virus bricht förmlich aus der Haut hervor und macht nach außen eine Wunde. Diese kann beispielsweise am Gebärmutterhals und somit von außen nicht erkennbar sein. Viele (unbehandelte) Geschlechtskrankheiten gehen mit dem Risiko einher, dass sie einen Kinderwunsch beeinträchtigen.

Drei Kondome – Nahaufnahme von drei farbigen Kondomen in Rot, Gelb und Grün, nebeneinander aufgestellt.
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Kann man Scheidenpilz und Harnwegsinfekt selbst behandeln?

Theoretisch ja, es gibt dafür auch rezeptfreie Medikamente. Allerdings könnten Ausfluss und Brennen beim Harnlassen auch Hinweise auf schwerere Geschlechtskrankheiten sein, eine medizinische Abklärung (Bluttest, Abstrich) ist somit gerade bei jungen Menschen mit späterem Kinderwunsch ratsam.

Worauf muss man bei Herpes genitalis besonders achten?

Das Virus wird durch Geschlechtsverkehr übertragen oder es kommt zu einer Schmierinfektion. Bricht die Krankheit aus, treten Bläschen und Wunden an den Geschlechtsorganen auf, die vor allem bei der Erstinfektion schlimme Schmerzen verursachen. Herpes genitalis hat man dann sozusagen ein Leben lang, er kann immer wieder ausbrechen, beispielsweise in stressigen Situationen oder bei Immunschwäche. Vorsicht ist geboten, wenn sich eine Schwangere kurz vor dem Geburtstermin infiziert: In dem Fall wird zum Kaiserschnitt geraten, um eine Ansteckung des Kindes zu vermeiden.
Die Krankheit kann mit Medikamenten therapiert werden, in Einzelfällen und bei sehr schlimmen Fällen, wenn die Schmerzen bereits zum Harnverhalten führen, werden Patient*innen stationär aufgenommen.

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