Helga Repetschnigg: Meine Erfahrung mit Brustrebs

Wenn das Leben eine unerwartete Wendung nimmt.

5 Min.

(c) privat

Die heute 58-jährige Salzburgerin Helga Repetschnigg ist Ehefrau, Mama, Oma. Vor ihrer Brustkrebs-Diagnose war sie mittendrin im Berufsleben als Kassiererin in einem Salzburger Freibad tätig. Sie liebt den Kontakt mit den Menschen. Bei ihr kommt der Humor nie zu kurz, sie ist offen und kommunikativ.

Als wir Helga Repetschnigg fragen, ob sie für unser Magazin ihre Erfahrung über Brustkrebs teilen möchte, sagt sie sofort zu. Ihr ist es eine Herzensangelegenheit, Menschen daran zu erinnern, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sind. „Einen Termin und eine Plastikkarte – mehr braucht man nicht. Es kostet nichts und rettet einem vielleicht das Leben“, betont sie.

Frau Helga Repetschnigg, wie war das damals im Jahr 2021, als Sie die Diagnose Brustkrebs erhalten haben. Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen?
Helga Repetschnigg: Ich habe mich neben den Vorsorgeuntersuchungen immer schon selbst regelmäßig abgetastet, da meine Mutter bereits Brustkrebs hatte. An einem Sonntag im April 2021 habe ich dann einen Knoten unterhalb der Brust gefühlt. In dem Moment wusste ich sofort, dass ich Brustkrebs habe. Beim Arzttermin am nächsten Tag bekam ich schließlich die Bestätigung. Ich hatte weiche Knie wie noch nie zuvor in meinem Leben. Denn mir wurde plötzlich bewusst: Jetzt ist es so weit, der Krebs hat dich erwischt. Da kann man noch so stark und selbstbewusst sein, aber in dem Moment verspürte ich Angst. Gleichzeitig versprach ich mir selber, das wird wieder. Ich werde gesund!

Wie ist die Behandlung abgelaufen?
Ich bekam innerhalb von drei Wochen die für mich angepasste Therapie: Ich hatte viermal jede zweite Woche Chemotherapie und dann wöchentlich insgesamt 16 Chemos. Bei mir war es so, dass ich immer sofort eingeschlafen bin, sobald die Therapie begonnen hatte. Wochen später im Oktober wurde ich dann operiert. Die Operation verlief gut und ich freute mich bereits darauf, wieder in meinen gewohnten Berufsalltag einsteigen zu können. Aber wie so oft, kommt es anders als man denkt – die Chemotherapie ging weiter, denn es waren noch Krebszellen vorhanden. Das hieß für mich ein weiteres halbes Jahr mit insgesamt 15 Bestrahlungen. Der Krebs war danach endlich weg. Aber auch meine Arbeit. Denn mit den Begleiterscheinungen wie der ständigen Müdigkeit bis hin zu Gichtschüben konnte ich körperlich nicht mehr meinen Beruf ausüben wie bisher und ich ging somit in die Berufsunfähigkeitspension.

Was hat Ihnen in der Zeit der Erkrankung Kraft gegeben?
Nachdem ich meine Familie über die Diagnose informiert hatte, war sofort Elfi meine nächste Vertrauensperson. Elfi ist meine Freundin und war für mich in dem Moment intuitiv der Mensch, der mich durch die Krankheit begleiten wird. Durch solche Krankheiten verändert sich nämlich auch der Freundeskreis. Es gab Menschen in meinem Umfeld, die sich in dieser Phase meines Lebens von mir verabschiedet haben. Aber Elfi war neben meiner Familie ein Sicherheitsnetz. Sie war für mich da. Außerdem wurde ich im Krankenhaus so gut betreut.

Die Behandlungstermine wurden alle organisiert, ich musste mich um nichts kümmern. Mein Arzt und das Pflegepersonal waren so fürsorglich. Für mich sind sie Engel. Man lernt auch die Zimmergenoss:innen kennen und baut eine Beziehung auf. Und dankbar war ich auch über das Patient:innentaxi. Viele Leute wissen gar nicht, dass es die Möglichkeit gibt, sich über die Krankenkasse ein Taxi zu bestellen. In meinem Fall war es Taxifahrerin Gudrun, die mich mit soviel Einfühlungsvermögen hingebracht und wieder abgeholt hat.
Nicht zuletzt war meine Schwester ein ganz besonderer Anker. Wir sind bereits durch viele schwere Zeiten miteinander gegangen. So etwas schweißt zusammen. Sie war es auch, die mir die Kopfhaare abrasiert hat. Ich wollte die Haare nicht durch die Chemotherapie verlieren, sondern sie selbstbestimmt abrasieren. Übrigens habe ich meine Glatze übrigens mit Stolz getragen. Ich verstehe es aber auch, wenn sich andere für Perücken entscheiden.

Was möchten Sie Menschen mitgeben, die gerade die Diagnose Krebs erhalten haben?
Wenn es geht, sollen sie keine Scheu vor Offenheit und Kommunikation haben! Ich würde mir wünschen, dass sie auch so einen Menschen haben, wie meine Elfi. So eine gerade, ehrliche Elfi. Und ein gutes, soziales Netz wie die Familie ist wichtig. Wenn ich mal alleine im Krankenhaus war, hab ich mir manchmal gedacht, dass ich gerne jemanden hätte, der mich an die Hand nimmt. Ich habe mir oft vorgestellt, dass ich einen Tisch und einen Sessel vor die Onkologie stelle und den Neuankömmlingen erkläre, welche Schritte auf sie zukommen und ihnen beistehe.

War das der Grund, warum Sie den Stammtisch „Auszeit“ ins Leben gerufen haben?
Mir war es wichtig, dass es etwas gibt, wo sich Betroffene in regelmäßigen Abständen austauschen können. Der Stammtisch ist bewusst keine Selbsthilfegruppe, sondern einfach ein Zusammentreffen von Gleichgesinnten mit oder ohne Begleitung, die über ihre Erfahrungen sprechen möchten. Die Schirmherrschaft hat übrigens die Krebshilfe Salzburg übernommen, was mich sehr freut. Uns geht es beim Treffen aber auch darum, das Thema Krebs einmal ausklammern zu können und über andere Dinge des Lebens zu reden. Daher auch der Stammtischname „Auszeit“. Wir genießen die gemeinsame Zeit, wir haben Spaß. Und vor allem: Wir essen dabei gut! (lacht).

Stammtisch Auszeit: Jeden 2. Freitag im Monat um 18: 30 Uhr findet der Stammtisch Auszeit statt. Infos und Anmeldung unter: [email protected]

MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS

Elisabeth Trauner
© Privat

Elisabeth Trauner ist Redakteurin von Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört gerne Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.

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