Salzburger Adventsingen: Johannes Forster im Interview
Wir haben den neuen "Josef" bei den Proben besucht.
© SAS F.Neumayr
In der Rolle des „Josef“ wird heuer erstmals Johannes Forster zu erleben sein. Er studierte Gesang bei Albert Hartinger und John Thomasson am Mozarteum Salzburg und stand bereits mit zehn Jahren als Hauptrolle in der Kinderoper „Pollicino“ auf der Bühne. Frühe Engagements führten ihn zu den Salzburger Festspielen und zur Uraufführung von Arvo Pärts „Vater unser“. Als Männerstimme ist Forster Mitglied renommierter Ensembles wie „Hohes C“, dem „Ruperti Viergesang“ und „Lungo 5“. In Produktionen wie dem Salzburger Passionssingen und dem Hirtenadvent übernahm er zentrale Rollen und trat auch als Solist des Salzburger Bachchores auf. Sein Repertoire reicht von Renaissance bis Pop, und als Gesangspädagoge sowie Chorleiter am Musikum Salzburg gibt er seine Erfahrung weiter.
DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN:
Marion Mitterhammer: Zwischen Bühnenkraft und Lebensmut
Monika Ballwein: Was ich meinem jüngeren Ich raten würde
Hera Lind: Ihr Leben, ihre Liebe, ihr Erfolg
Im Leading-Team des Salzburger Adventsingens sind neben dem Gesamtleiter Hans Köhl die bereits langjährig bewährten Künstler:innen wie Shane Woodborne (Kompositionen), Gerda Gratzer (Schauspiel-Regie), Brigitte Schiebler (Kostüme), Herbert Böck (Dirigat) sowie Stefan Sperr (Ticketing). Einzig beim Bühnenbildner gibt es heuer einen Wechsel von Dietmar Solt zu Andreas Ivancsics.
Herr Forster, wie haben Sie sich als „Josef“ vorbereitet?
Ich habe versucht, mich intensiv in die diesjährige Interpretation des Josef hineinzudenken – er wird ja jedes Jahr ein wenig anders dargestellt. Die Figur ist fürsorglich und liebevoll, kann aber auch in Rage geraten, etwa wenn es um die Volkszählung oder den Kaiser in Rom geht – gerade dann, wenn Maria schwanger ist. Dass den beiden die Türen verschlossen bleiben und sie auf Ablehnung stoßen, ist für Josef als angesehenen Zimmermann eine neue Erfahrung. Es ist spannend, einen überzeugten Mann zu spielen, von dem sich Jesus vielleicht etwas abgeschaut hat. Und was die optische Vorbereitung betrifft: Ich bin – im wahrsten Sinne des Wortes – auf den Bart gekommen und habe zudem meine Friseurbesuche reduziert.
Wie werden Sie Ihre Figur im Stück interpretieren?
Josef gerät mit seiner Maria in eine schwierige Lage. Es liegt nahe, dass er dabei an seine Grenzen stößt und zeitweise verzweifelt ist. Er ist rechtschaffen und tut außerdem alles für seine Familie – und genau das macht ihn so menschlich. Da kann er auch einmal aufbrausend werden.

Es ist spannend, einen überzeugten Mann zu spielen, von dem sich Jesus vielleicht etwas abgeschaut hat.
Johannes Forster
Welche Szene empfinden Sie als prägend für Ihre Rolle?
Als Josef Gerüchte über Marias Untreue hört, will er davon absolut nichts wissen. Er zweifelt nie an ihrer Liebe, leidet aber darunter, dass Maria so lange bei ihrer Base bleibt. In dieser Szene zeigt sich viel von Josefs Charakter: Er ist wütend, standhaft und lässt zudem seinen Gefühlen freien Lauf.
Das Adventsingen steht unter dem Motto „Der blinde Hirte“. Welche Bedeutung hat dieses Thema für das Stück?
Es geht um einen Hirten, der durch seine Blindheit vieles klarer sieht als seine Begleiter und zudem gewissermaßen als Prophet auftritt. Er zögert nicht, sondern hilft den beiden hilfsbedürftigen Wanderern sofort. Eine schöne Botschaft – dass gerade jene Menschen viel geben, die ein schweres Los im Leben tragen.
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit den anderen Darsteller:innen?
Ich genieße die Zusammenarbeit sehr. Es herrscht immer eine gute Stimmung, und viele kreative Ideen fließen von allen Beteiligten ein – nicht nur von der Regisseurin, die dennoch eine klare Linie vorgibt. Viele Sänger:innen kenne ich außerdem noch aus dem Studium und aus dem musikalischen Wirken in Salzburg. Dadurch habe ich mich von Anfang an wie zu Hause gefühlt.
Was macht für Sie das Besondere am Salzburger Adventsingen aus?
Die einzigartige Atmosphäre – mit dem beeindruckenden Bühnenbild. Sänger:innen mit natürlichen Stimmen, die der Volksmusik gerecht werden. Traditionelle Musik und neue Kompositionen, die sich harmonisch in die Volksmusik einfügen. Das Adventsingen ist etwas für Auge, Ohr und Herz.
Salzburger Adventsingen, Termine, Infos & Karten unter: https://www.salzburgeradventsingen.at/
im Großen Festspielhaus Salzburg
1. Adventwochenende
Fr 28.11. 19.30 Premiere
Sa 29.11. 14.00/17.00
So 30.11. 14.00
2. Adventwochenende
Fr 5. 12. 19.30
Sa 6. 12. 14.00/17.00
So 7. 12. 14.00/17.00
Mo. 8.12. 14:00
3. Adventwochenende
Fr 12. 12. 19.30
Sa 13. 12. 14.00/17.00
So 14. 12. 14.00/17.00
Dauer der Aufführung:
ca. 1:40 Std., keine Pause
Mehr über die Autorin dieses Beitrags

Elisabeth Trauner ist Redakteurin bei Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne neue Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.