Thailand: Weißer Sandstrand mit Palmen und türkisblauem Meer

Thailand – eine Reise zum inneren Selbst

Im Kamalaya auf Koh Samui in Thailand wurde Wellness für mich zur Rückkehr zu mir selbst.

7 Min.

Kamalaya Koh Samui Thailand © Kamalaya

Ich hatte nicht vor, mich großartig zu verändern. Ich wollte nur mal kurz raus. Raus aus dem ewigen Getriebensein, der Reizüberflutung, dem Gefühl, dass der Tag immer zu kurz und das Herz immer zu voll ist. Ich organisierte die Reise nach Thailand ohne große Erwartungen. Wellness, ja. Sonne, klar. Aber dass ich mich dort selbst treffe – unerwartet.

Thailand: Appartment vom Kamalaya-Ressort
© Kamalaya

Eine kleine „Villa“ wird zu meinem Rückzugsort: vor mir der dschungelartige Garten mit verschnörkeltem Pool, dahinter gut sichtbar das weite Meer, smaragdgrün, ruhig. Über mir Palmen, die im Wind raschelten. In mir: zum ersten Mal seit Langem – nichts. Kein Scrollen, kein Tippen, kein Reden.

Wunderschönes Appartment mit Terasse und Holzmöbeln mit weißen Polstern
Hochwertige Hölzer und Materialien, stimmige Einrichtung und saubere, geschmackvolle Villen und Suites machen zusammen mit dem überaus zuvorkommenden Personal das Wohlfühlen leicht. © Kamalaya

Das Kamalaya schmiegt sich mit 76 Zimmern, Suiten und Villen in den Dschungel und an die felsige Küste. Statt Massentourismus findet sich dort Individualität, Ruhe und innere Einkehr. Tara, meine Wellness-Beraterin, empfing mich mit einem offenen Lächeln. Wir sprachen über meine Ziele – körperlich, mental, seelisch. „Es geht nicht darum, etwas zu leisten“, sagte sie, „sondern darum, wieder in Verbindung zu kommen.“ Noch am selben Abend begann diese Verbindung. Bei einem beruhigenden Fußbad, gefolgt von einer Massage, bei der ich fast einschlief, obwohl es durchaus schmerzhaft war. Es war, als würde jemand Schichten von mir abtragen, die ich gar nicht bemerkt hatte.

Ein Fest für die Sinne

Das Essen im Kamalaya: eine Liebeserklärung an das Leben. Schon morgens dufteten sämtliche Gemüsesorten, daneben tropische Früchte in Farben, die ich nur aus Photoshop kannte. Selbst die Detox-Karte mittags und abends war eine kulinarische Offenbarung und die Auswahl riesig. Jedes Gericht war so liebevoll und detailverliebt angerichtet, für viele Menschen hätte der Teller förmlich nach Instagram geschrien – und doch existiert kein einziges Foto davon auf meinem Handy. Nach jeder Mahlzeit gab es ein eiskaltes Frischetuch mit Kräuterduft – ein stilles Ritual, das ich schon bald zu lieben begann.

Und nicht nur der Körper konnte auf Wunsch die Vorzüge von Detox genießen, sondern auch der Geist. Digital Detox wird im Resort großgeschrieben und auch gelebt. Fast jeden Tag saß ich beim Essen alleine wie so viele andere im Resort auch, denn mehr als die Hälfte der Gäste im Kamalaya sind Alleinreisende. Und das war gut so. Ich schaute aufs Meer, in mein Buch, in mein Notizbuch oder einfach in die Luft.

Im ganzen Resort sah ich all die Tage niemanden telefonieren, schreien oder übermäßig laut sprechen. Das klingt vielleicht langweilig und trist. Aber es war genau das Gegenteil. Die Stille war nicht leer – sie war lebendiger Luxus.

Schmerzpunkte, die sich öffnen

Die Behandlungen waren keine flauschige Wellness-Fassade. Sie gingen tief – körperlich wie seelisch. 3D-Body­scan, Thai-Massage, Akupunktur, Bauchmassage usw. Es brannte, stach, zog. Und trotzdem fühlte ich mich danach, als wäre ich wieder durchlässiger geworden. Rückenschmerzen, Verspannungen, Blockaden – es wurde nicht drum herum gearbeitet, sondern hindurch. Und dazwischen: heiße Steine, Atemübungen, Stretching. Ich lernte einfache Übungen, die ich seither täglich mache.

Tage der Entdeckung – ohne Filter

Ein geführter Ausflug brachte mich zu einer kleinen Elefantenstation und ich berührte diese wundervollen Tiere. Danach ging’s weiter zum Wasserfall, wo ich meine Füße ins kühle Nass tauchte, dann zum Big Buddha, dem goldenen Wahrzeichen der Insel. Im Fisherman’s Vil­lage streifte ich durch die Gassen – ein charmantes Konglomerat aus Boutiquen, Holzhäusern und hippen Cafés. Es wirkte filmisch – wie inszeniert, aber nicht künstlich (der Hotspot dort ist auch bekannt aus der Serie „The White Lotus“).

Drei Tage später fuhr ich allein mit dem Taxi in eine kleine Stadt. Ich wollte mehr sehen als das, was inszeniert war. Im Supermarkt überfiel mich ein kleiner Kulturschock. Fleisch lag offen, ohne Kühlung. Es roch stechend. Das riesige Regal mit Instantnudeln wirkte wie ein Monument moderner Essgewohnheiten. Am Food Market draußen dasselbe Bild: Gerüche, Hitze, Fliegen. Doch dazwischen: authentisches Essen. Ich gönnte mir ein Pad Thai Tofu für 1,10 Euro – eines der besten meines Lebens.

Ein Ort ohne Maske

Zurück im Resort fühlte sich danach gleich alles noch kostbarer an. Ich ließ mich treiben, übte Tai Chi, machte Pilates, besuchte die Mönchs-Höhle, um die das Resort 2005 herum gebaut wurde. Eines Abends saß ich am Community-­Tisch mit Gästen aus aller Welt – ein Schweizer Paar, eine Amerikanerin aus Vietnam, ein Italiener aus Katar. Es sind kurze Begegnungen mit Tiefgang. Doch meistens bin ich allein. Und das ist neu. Ich beginne, die Einsamkeit zu mögen. Ich lese, beobachte, schweige.

Höhle mit vielen Kerzen und einer Frau im weißen Kleid im Lotus-Sitz meditierend
© Kamalaya

Das Resort selbst ist eine kleine Welt: versteckt im Dschungel, verwachsen mit Felsen, verschmolzen mit alten buddhistischen Pfaden. Als ich mich am Strand ins seichte, glasklare Wasser setzte und den feinen Sand unter meinen Fingern spürte, verstand ich plötzlich: Ich bin nicht hierhergekommen, um „wieder zu funktionieren“. Ich bin hier, um mich zu spüren. Meine Grenzen. Meine Sehnsucht. Meine Kraft.

Die Gespräche mit dem Personal, die Behandlungen, das Essen – alles war wie eine liebevolle Umarmung meines erschöpften Selbst. Und ja, es gab auch weniger glanzvolle Momente: lästige, juckende Mückenstiche, nächtliche Schlaflosigkeit, ein überhitzter Dampfsaunaversuch. Aber auch das war Teil des Ganzen.

Nachklang

Meine Haut glänzte prall nach dem Facial-Treatment und der Vitamin-Infusion, meine Muskeln waren durchgearbeitet, mein Geist leergefegt. Ich nahm Abschied mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Wehmut. Kamalaya war kein Ort, den man besucht – es ist ein Ort, der in einem bleibt. Ich kam als Suchende. Ich ging als jemand, der sich selbst ein Stück näher war. Koh Samui war die Kulisse, Kamalaya der Wegweiser – aber die Reise war ganz meine.

Der Aufenthalt erfolgte auf Einladung von Kamalaya.

MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS:

Nicole Schlaffer Portrait
© Vanessa Hartmann


Mag. Nicole Schlaffer ist Chefredakteurin der BURGENLÄNDERIN und liebt es, Menschen und Ereignisse in spannende schriftliche Storys zu verpacken. Sie behält gerne den Überblick und sucht nach Lösungen, nicht nach Problemen. Gutes Essen & Trinken, Bücher und das Kommunizieren mit Menschen sind ihre Leidenschaften. Sie ist zweifache Mutter und bevorzugt es, an Orte zu fahren, an denen sie davor noch nie war.

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