Salzburger Adventsingen – Geprobt, gesungen und gepascht!

Bereits seit 21 Jahren finden sich die Hirtenkinder vom Salzburger Adventsingen zu gemeinsamen Almtagen am gemütlichen Soder-Kaser auf der Loferer-Alm ein, um ihr neues Spiel für die Aufführungen im Großen Festspielhaus einzustudieren.

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Die Vorweihnachtszeit wäre nicht das Gleiche ohne das traditionelle Salzburger Adventsingen. Seit über 20 Jahren formt Gesamtleiter Hans Köhl mit seinem engagierten Team dieses einzigartige Adventerlebnis im Großen Festspielhaus. Jedes Jahr schreibt er am Stück des adventlichen Geschehens und fügt neue Aspekte hinzu. Die Aufführungen begeistern alljährlich Gäste aus aller Welt. Von ihnen erhalten die teilnehmenden Sänger:innen, Musiker:innen und Schauspieler:innen verdienterweise viel Applaus. Eine Gruppe unter ihnen erobert jedoch die Herzen des Publikums auf eine ganz eigene, besondere Weise: die Salzburger Hirtenkinder. Wir von Unser SALZBURG haben uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und den Kindern beim Proben, Singen und Paschen zugesehen.

Auf der Lofereralm wurde wie seit vielen Jahren für das Salzburger Adventsingen geprobt.
(c) Thomas Kirchmaier

Salzburger Adventsingen 2023 – Die Hirtenkinder

Der Wunsch, als Hiatamadl beziehungsweise Hiatabua beim Salzburger Adventsingen dabei zu sein, ist bei vielen Kindern heiß begehrt. Daher gab es auch heuer wieder zahlreiche Anmeldungen zum jährlichen Hirtenkinder-Casting, um die in die wohlverdiente „Hirtenpension“ verabschiedeten Hirtenkinder nachzubesetzen. So wurde auch der 13-jährige Paul Pühringer ein Mitglied beim Salzburger Adventsingen. „Ich wollte immer schon als Hirtenkind dazugehören. Als ich das Salzburger Adventsingen einmal im Fernsehen gesehen habe, fasste ich den Mut und meldete mich beim Casting an. Es hat mich so gefreut, dass ich dann letztes Jahr aufgenommen wurde“, erzählt er uns voller Stolz. Dabei sind es nicht einmal wenige Anforderungen, die es für eine Hirtenkinderkarriere braucht. Grundvoraussetzung ist ein musikalisches Talent mit einer sauber intonierten Singstimme. Außerdem sollte man ein Instrument spielen können und vor allem Teamfähigkeit besitzen. „Die Kinder haben eine Ganz-Jahres-Ausbildung bei uns“, erzählt uns Hans Köhl. „Das ist auch wichtig, um die Gemeinschaft innerhalb des Teams zu stärken, sich gegenseitig kennenzulernen. Diese Harmonie und den Zusammenhalt spürt man auf der Bühne im Festspielhaus“, fügt er hinzu.

Ich bin schon das zweite Jahr mit dabei. Die Hirtenkinder sind wie eine Familie für mich. Das gemeinsame Singen finde ich sehr schön.

Paul Pühringer, 13 Jahre

In diesem Jahr sind es fünf Hiatabuam und zwölf Hiatamadln im Alter zwischen 9 und 14 Jahren aus dem gesamten Bundesland Salzburg und dem angrenzenden Oberösterreich, die das traditionelle Stück im Großen Festspielhaus spielen werden.

(c) Thomas Kirchmaier

Salzburger Adventsingen – Almtradition

Seit Jahren finden sich die Hirtenkinder vom Salzburger Adventsingen für vier gemeinsame Almtage am Soder-Kaser auf der Loferer-Alm ein, um die Texte und Lieder für ihre großen Auftritte im Dezember einzustudieren. Hier werden den quirligen Dirndln und Buam von Schauspielregisseurin Gerda Gratzer die Rollen zugeteilt und zusammen mit dem Tiroler Schauspieler Edwin Hochmuth (heuer in der Rolle des Rabbi zu sehen) die Texte einstudiert. Die Musikpädagogin Hildegard Stofferin ist für die Arrangements und das Erlernen der Musikstücke verantwortlich. Und Brigitte Schiebler ist erstmals auch mit auf der Alm. Sie zieht wortwörtlich die Fäden hinter den Kulissen: Als Design-, Schnitt- und Entwurf-Direktrice führt sie die Kostümanprobe mit den Hirtenkindern durch, damit auf der Bühne auch alles gut sitzt.

(c) Thomas Kirchmaier

Der letzte Feinschliff für den Auftritt beim Salzburger Adventsingen

Die Proben werden nach den Almtagen in regelmäßigen Abständen auf der Festspielbühne wiederholt und am letzten Feinschliff gearbeitet. „Das Temperament und die Spielfreude bei den Kindern sind großartig, und es ist auch heuer wieder eine gute Mischung dabei“, betont Gerda Gratzer. Die Rolle der Hirtenkinder beim Salzburger Adventsingen ist für sie eine ganz Besondere: „Ich möchte den Kindern das Gefühl mitgeben, dass sie wichtig sind auf der Bühne. Egal ob jemand viel oder wenig Text hat. Nur so ergibt sich ein harmonisches Zusammenspiel, ein Ensemble.“

Für mich ist das Besondere, dass man neue Freund:innen findet. 


Hannah Marie Fuchs, 8 Jahre

Auch im Gespräch mit den Kindern spürt man die Begeisterung für die Rolle, die sie spielen dürfen. Dabei steht für sie eines ganz klar an erster Stelle: die Freude am gemeinsamen Musizieren. „Wir gehen mit unseren Betreuer:innen die Texte durch und proben die Lieder. Und in unserer Freizeit können wir draußen auf der Alm herumtoben, Karten spielen oder am Lagerfeuer miteinander singen. Das macht so viel Spaß!“, betont die zehnjährige Sophia Rosenberger, die heuer das erste Mal ein Hirtenkind spielt.

(c) Thomas Kirchmaier

Ob bei der Aufführung schon einmal ein Hoppala passiert ist? „Eigentlich nicht so oft. Wir helfen uns gegenseitig. Wenn der eine mal einen Satz vergisst, dann sagt ihn der andere“, erzählt uns die 14-jährige Marie Stöger, die bereits das vierte Jahr dabei ist. Dann verrät sie uns aber doch, dass es manchmal vorkommen kann, dass bei der letzten Aufführung ein Satz anders formuliert wird. „Aber nur zur Gaudi!“, fügt sie lachend hinzu.

(c) Thomas Kirchmaier

Salzburger Adventsingen als Schule fürs Leben

Warum aber der Probenauftakt gerade auf der Alm stattfindet, erklärt uns Markus Helminger. Im Gespräch spürt man seine Leidenschaft zum Salzburger Adventsingen. Kein Wunder, denn er war selbst vor 50 Jahren als Hirtenkind dabei, und die Begeisterung dafür ließ ihn seither nicht mehr los. Er ist sozusagen die gute Seele im Team und achtet darauf, dass auch alles gut funktioniert und reibungslos abläuft: von der Organisation über das Casting bis hin zur Betreuung und Ausbildung der Kinder. „Die vier Tage auf der Alm sind ein wichtiger Einstieg, damit die Kinder sehen können, wie das Leben auf der Alm aussieht. Wenn sie unter den Viechern sind, den Stall sehen, den Almgeruch riechen, gehen sie mit einem ganz anderen Gefühl auf die Bühne. Die Kostüme hängen im Stall und nehmen den Geruch auf. All diese Eindrücke, die Gemeinschaft und den Zusammenhalt tragen die Kinder mit ins Festspielhaus“, sagt er. Vielleicht ist es ja auch gerade das Zusammenspiel all dieser Komponenten, die das Publikum so berührt und ein wenig an die magische Vorweihnachtszeit ihrer eigenen Kindheit erinnern lässt.

(c) Thomas Kirchmaier

Salzburger Adventsingen 2023 im Großen Festspielhaus
„Fürchte dich nicht!“

Termine:

1. Adventwochenende
Fr 1. 12. 19.30 Premiere
Sa 2. 12. 14.00/17.00
So 3. 12. 14.00/17.00

2. Adventwochenende
Fr 8. 12. 14.00/17.00
Sa 9. 12. 14.00/17.00
So 10. 12. 14.00/17.00

3. Adventwochenende
Fr 15. 12. 19.30
Sa 16. 12. 14.00/17.00
So 17. 12. 14.00

Alle Infos und Tickets unter www.salzburgeradventsingen.at

MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS

Elisabeth Trauner
© Privat

Elisabeth Trauner ist Redakteurin von Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört gerne Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.

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