Wenn der Berg ruft

Ihr Herz schlägt oben höher: Unser SALZBURG bat die Bergführerin Maria Egger zum Gespräch.

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Die Liebe zu den Bergen wurde der Pinzgauerin bereits früh in die Wiege gelegt: Sie ist auf einem kleinen Bauernhof am Mittersiller Sonnberg aufgewachsen und war meistens mit voller Begeisterung dabei, wenn es am Hof etwas zu tun gab. An den Wochenenden zeigten ihr die Eltern die wunderschöne Bergwelt. Im Alter von zehn Jahren durfte sie das erste Mal mit auf Skitour, was sie von da an nicht mehr losgelassen hat.
Ihr Berufsweg führte sie jedoch zunächst in die Bankenwelt. Der Drang in die freie Natur wurde aber allmählich so stark, dass sie ihre Tätigkeit im Büro beendete. Schließlich konnte sie sich im Jahr 2013 den lang ersehnten Traum erfüllen und schloss die Ausbildung zur „Staatlich geprüften Berg- und Skiführerin“ ab.

(c) Florian Rieder


Frau Egger, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Bergführerin zu werden?
Maria Egger: Ich bin als Kind bereits mit meinen Eltern viel wandern und Ski fahren gewesen. Irgendwann hat sich der Wunsch zur Bergführerin durchgesetzt, wobei mich aber mein Berufsweg nach der Schule erst in die Bank geführt hat. Das hat mich aber nicht glücklich gemacht und der Ruf der Berge wurde immer stärker.
Wie sieht die Ausbildung zum:zur Bergführer:in aus?
Die Ausbildung dauert in etwa drei Jahre und findet großteils in Österreich statt, bis auf den Abschlusskurs, dieser war im französischen Chamonix. Im Vorfeld der Ausbildung muss man bereits eine gewisse Touren-Anzahl absolviert haben. Das heißt, man benötigt einen vollständig ausgefüllten Tourenbericht, damit man überhaupt zur Ausbildung zugelassen wird.
Man wird in jedem Bereich rund um den Bergsport geschult. Das reicht von Eisklettern, Felsklettern, Sportklettern bis hin zu Skitouren. Es ist also eine sehr vielseitige Ausbildung.

(c) Bernhard Egger

Was ist für Sie das Schöne am Beruf?
Ich liebe es, mit Menschen zusammen in den Bergen unterwegs zu sein. Man kann wunderbar vom Alltag abschalten. Schritt für Schritt kommen wir gemeinsam unserem Ziel näher. Ganz ohne Stress und ohne Hektik. Oft sind wir eine Woche lang unterwegs und bekommen gar nichts davon mit, was unten im Tal passiert. Auf den Bergen sind die Leute einfach anders. Wir sind alle per Du und man genießt zusammen die Freiheit in der Natur und auf den Bergen.
Welche Punkte muss ein:e Bergführer:in bei einer Gruppenführung beachten?
Es ist wichtig, dass man sich auf die Leute in der Gruppe einstellen kann. Es gibt Schwächen und Stärken der Einzelnen. Wichtig sind vor allem auch Pausen, in denen man sich erholen kann. Nur so kommt man sicher ans Ziel. Man muss aber auch die Verhältnisse und Bedingungen am Berg richtig einschätzen können. Vor allem im Winter sollte man sich die Lawinensituation vorab genau ansehen. Ich gehe die Touren im Nachhinein immer gedanklich nochmal durch und lerne somit auch immer etwas Neues dazu.
Warum gibt es eigentlich so wenige weibliche Bergführerinnen?
Damals als ich die Ausbildung gemacht habe, war ich österreichweit die 21. weibliche Bergführerin. Es ist also nach wie vor ein von Männern dominierter Beruf. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich dieser Beruf meist schwer mit dem Privatleben vereinbaren lässt. Man ist viel unterwegs, oft wochenlang. Außerdem ist der Beruf, wie bereits erwähnt, sehr vielseitig. Viele Frauen trauen sich die unterschiedlichen Disziplinen, die es beim Bergsport gibt, weniger zu als Männer.
Hatten Sie als Bergführerin schon einmal mit Vorurteilen zu kämpfen?
Ja, eine Bemerkung kam diesbezüglich von einer Dame in meiner Gruppe. Beim Treffpunkt war ihre erste Reaktion, dass sie eigentlich einen Bergführer gebucht hat und keine Bergführerin. Letztendlich konnte ich ihr versichern, dass wir gut unterwegs sein werden. Es hat dann natürlich auch alles gepasst und sie war sehr zufrieden. Grundsätzlich bekomme ich positives Feedback, auch von meinen Kolleg:innen.
Was ist Ihre persönliche Lieblingstour?
Ich mag die Abwechslung gerne und bin am liebsten bei uns daheim unterwegs. Der Großglockner und der Großvenediger sind die Haupttouren, die ich führe. Momentan bin ich aber nur Tagestouren unterwegs, da ich mittlerweile zweifache Mama bin. Sobald meine Kinder größer sind, möchte ich sie aber schon auf die eine oder andere Tour mitnehmen.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Kurz und knapp: „Genieße jeden Tag!“

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