Eine neue Methode zur Brustkrebsfrüherkennung gibt Hoffnung
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© Pexels/ Darina Belonogova
Bereit für gute Nachrichten? Bitte schön: Eine neue Methode zur Brustkrebsfrüherkennung, die so genannte CEM, wird am Wiener AKH durchgeführt und punktet mit Ergebnissen, die sich sehen lassen können. Wie diese Methode funktioniert und für wen sie geeignet ist, verrät Dr. med. univ. Sonja Bechyna.
Wie genau läuft die neue Methode zur Brustkrebsfrüherkennung ab?
Sonja Bechyna: Die kontrastmittelverstärkte Mammografie (CEM) ist eine aufstrebende Technik, in der iodhaltige Kontrastmittel zur Visualisierung der in Brustkrebsherden erhöhten Durchblutung verwendet werden, ähnlich wie bei der MRT. Bei der CEM werden nach der intravenösen Injektion des iodhaltigen Kontrastmittels Niedrig- und Hochenergie-Röntgenbilder erzeugt. Dies liefert dem Radiologen zwei Bilder pro Brust: eines, das einer herkömmlichen Mammografie gleicht, und ein weiteres, das Bereiche mit Kontrastmittelanreicherung hervorhebt.
Durch die Darstellung sowohl anatomischer Veränderungen als auch lokaler, tumorverdächtiger Durchblutungssteigerungen der Brust bietet CEM diagnostische Fähigkeiten, die mit der MRT vergleichbar sind, jedoch mit einem einfacheren Untersuchungsablauf und geringeren Kosten einhergehen.
Was sind die Vorteile der neuen Methode zur Brustkrebsfrüherkennung?
Durch das Kontrastmittel bietet CEM eine deutlich höhere diagnostische Genauigkeit, insbesondere bei dichtem Brustgewebe. Kleinere Läsionen oder auch zusätzliche Tumorfoci – also weitere Krebsherde in der gleichen oder gegenüberliegenden Brust – können besser erkannt werden. Die Methode erreicht eine der MRT vergleichbare, allen anderen Verfahren überlegene Sensitivität (Rate detektierter Tumore) bei vergleichbar hoher Spezifität, die die Anzahl der falschen Alarme abschätzt.
Besonders hervorzuheben ist die gute Verfügbarkeit, da herkömmliche Mammografie-Geräte mit CEM-Funktion verwendet werden: Das Verfahren kann sofort vor Ort angewandt werden und minimiert dadurch den psychischen Stress durch organisatorische Verzögerungen im Diagnoseprozess. Dies macht die CEM für den klinischen Alltag sehr attraktiv.
Kann man schon sagen, um wie viel genauer diese Methode ist als die klassische Mammografie?
Die diagnostische Genauigkeit der Mammografie variiert erheblich je nach Brustdichte, so liegt die Sensitivität der Mammografie bei Frauen mit weniger dichtem Brustgewebe (ACR-Kategorien A und B) bei über 85 Prozent. Bei Frauen mit dichterem Brustgewebe (ACR-Kategorien C und D) sinkt die Sensitivität jedoch signifikant, da Tumore, vor allem kleine, übersehen werden können. In diesen Fällen liegt sie bei etwa 50 bis 60 Prozent.
Eine Studie mit Risikopatientinnen ergab im Direktvergleich 50 Prozent Sensitivität für die Mammografie und 88 Prozent für die CEM. Ein Benchmark-Kriterium für die Genauigkeit eines Früherkennungsverfahrens ist gemäß EU-Kommission die Tumordetektionsrate: Sie liegt nach aktuellen Metadaten (Auswertung zahlreicher Studien) bei 3-4/1000 für die Mammografie und bei 14/1000 für die CEM.
Gibt es Nachteile?
Die Strahlenexposition ist tatsächlich etwas höher als bei der herkömmlichen Mammografie. Schätzungen zufolge liegt die zusätzliche Strahlenbelastung bei CEM je nach verwendetem Gerät um etwa 1,5-fach höher. Trotz dieses Anstiegs bleibt die Strahlenexposition jedoch im akzeptablen Bereich, da sie festgelegten Sicherheitsrichtlinien entspricht.
Ein weiteres potenzielles Risiko sind allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel, die jedoch selten auftreten. Der potenzielle Nutzen (Entdeckung von Brustkrebs im Frühstadium) wird im Vergleich zum Risiko als erheblich höher angesehen.
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Worin genau liegen die Unterschiede zur „klassischen“ Methode?
Der Untersuchungsablauf ähnelt der klassischen Mammografie, mit dem zusätzlichen Schritt der Kontrastmittelgabe, die weniger als zwei Minuten dauert und den gesamten Ablauf nur minimal verlängert. Jodhaltige Kontrastmittel werden von Tumoren besonders gut aufgenommen, da diese durch Neoangiogenese – die Bildung neuer Blutgefäße – gekennzeichnet und somit stark durchblutet sind.
Das Kontrastmittel kann ins Tumorgewebe eindringen und sich dort zeitweise ansammeln, wodurch Tumoren auf den rekombinierten Bildern deutlich sichtbarer werden als bei der herkömmlichen Mammografie. Gutartige Läsionen der Brust nehmen in der Regel viel weniger bis gar kein Kontrastmittel auf, was zur guten Spezifität der CEM beiträgt.
Aktuell führen wir eine prospektive, multizentrische Studie durch, die darauf abzielt, CEM als Standard-Screening für Frauen mit dichtem Brustgewebe (ACR-Kategorien C und D) zu etablieren.
Dr. med. univ. Sonja Bechyna
Ab welchem Alter kann man diese Untersuchung durchführen lassen?
In Österreich startet das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm routinemäßig für Frauen im Alter von 45 bis 74 Jahren. Frauen in dieser Altersgruppe werden alle zwei Jahre automatisch zur Mammografie eingeladen. Frauen zwischen 40 und 44 Jahren sowie ab 75 können solch eine Einladung anfordern.
Für Frauen unter 40 Jahren mit erhöhtem Brustkrebsrisiko, wie bei einer familiären Vorbelastung oder genetischen Mutationen (etwa BRCA1 oder BRCA2), kann CEM zwar eine Option sein, jedoch wird oft die MRT oder Sonografie bevorzugt, da sie keine ionisierende Strahlung verwendet. Dies ist besonders für jüngere Frauen relevant, die möglicherweise häufiger untersucht werden müssen und für die eine kumulative Strahlenbelastung ein größeres Risiko darstellen könnte.
Wie lange dauert die Untersuchung und wie schnell hat man Ergebnisse?
Die gesamte CEM-Untersuchung, einschließlich der Kontrastmittelgabe, dauert in etwa 10 bis 15 Minuten. Die intravenöse Injektion des Kontrastmittels selbst nimmt weniger als zwei Minuten in Anspruch. Die Befunde sind potenziell unmittelbar verfügbar, lediglich die aus Qualitätssicherungsgründen erforderliche Doppelbefundung durch zwei Fachärzt:innen verzögert diesen Prozess ein wenig. Im Allgemeinen kann der Patientin das Ergebnis unmittelbar nach der Untersuchung mitgeteilt werden.
Ist die Untersuchung schmerzhaft?
Nein, professionell geschultes technisches Personal kann Schmerzen durch die notwendige Kompression der Brust während der Untersuchung weitgehend vermeiden. Durch die Kompression wird die Dicke des Brustgewebes verringert, wodurch die benötigte Strahlendosis für eine ausreichende Bildqualität minimiert wird. Gleichzeitig reduziert die Kompression die Bewegungsunschärfe und verbessert die Darstellung feiner radiologischer Details. Die zusätzliche Kontrastmittelgabe erfolgt über eine intravenöse Injektion, die in der Regel auch gut vertragen wird.
Man hört immer wieder, dass Leute Angst vor Kontrastmittel haben – gibt es hier tatsächlich Nebenwirkungen oder sind diese Ängste unbegründet?
Allergische Reaktionen auf jodhaltige Kontrastmittel, die bei der CEM verwendet werden, sind selten. Schwere allergische Reaktionen treten in weniger als 0,04 Prozent der Fälle auf, während mildere Reaktionen, wie Hautausschlag oder Juckreiz, bei etwa 0,6 Prozent der Patient:innen beobachtet werden. Trotz dieser geringen Häufigkeit ist es wichtig, das Risiko mit dem Radiologen vorab zu besprechen, insbesondere wenn bereits Allergien oder Vorerkrankungen (etwa eine Schilddrüsenüberfunktion oder eingeschränkte Nierenfunktion) bekannt sind.
Worüber Patient:innen häufig berichten, sind vorübergehende Begleiterscheinungen, wie etwa ein Wärmegefühl im Körper oder ein metallischer Geschmack im Mund. Diese Symptome sind in der Regel kurzzeitig und klingen schnell ab.
Für wen ist diese neue Methode geeignet und für wen nicht?
Jüngere oder Frauen vor dem Wechsel haben tendenziell mehr fibroglanduläres Gewebe, was zu dichtem Brustgewebe (ACR-Kategorien C und D) führt. In diesen Fällen kann CEM durch die Kontrastmittelgabe dabei helfen, kleine Tumore in dichtem Gewebe frühzeitig zu erkennen, die durch die klassische Mammografie aufgrund der erhöhten Brustdichte übersehen werden könnten.
Darüber hinaus kann CEM als Problemlöser bei verdächtigen oder unklaren Befunden fungieren, die durch die klassische Mammografie nicht ausreichend abgeklärt werden können, da die Kontrastmittelaufnahme eine Differenzierung zwischen gut- und bösartigen Läsionen ermöglicht.
Wie kann man sich für diese Methode anmelden?
Wir laden Patientinnen mit dichtem Brustgewebe herzlich ein, an der Studie teilzunehmen und so aktiv zur Verbesserung der Brustkrebsfrüherkennung beizutragen. Es wird nur eine Zuweisung vom Arzt oder die herkömmliche Screening-Einladung benötigt. Ihre Teilnahme könnte entscheidend dazu beitragen, zukünftige Standards in der Brustkrebsdiagnostik zu setzen und die Gesundheit von Frauen langfristig zu verbessern.
Manchmal hört man, 40 sei ein gutes Alter, um zum ersten Mal zur Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Manchmal heißt es 45. Was stimmt? Und wie macht man den ersten Schritt?
Die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für die erste Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung ist, hängt von den individuellen Risikofaktoren und den jeweiligen nationalen Empfehlungen ab. In Österreich empfiehlt das nationale Brustkrebs-Früherkennungsprogramm routinemäßige Mammografien ab einem Alter von 45 Jahren für Frauen ohne besondere Risikofaktoren. Hochrisikopatientinnen, sprich Frauen mit familiären oder genetischen Prädispositionen (wie BRCA1- oder BRCA2-Mutationen), sollten bereits frühzeitig mit der Vorsorge beginnen. In solchen Fällen ist es sinnvoll, dies individuell mit dem Arzt zu besprechen.
Im Oktober ist das Thema Brustkrebs-Awareness in beinahe allen Frauenmedien omnipräsent. Gibt es Ihrer Meinung nach Aspekte, die bei diesem Thema vielleicht immer etwas zu kurz kommen?
Vorrangig ist die Aufklärung über Prävention: Durch eine gesunde Lebensführung lässt sich die Entstehung von Brustkrebs vermeiden. Dazu zählen Bewegung, Gewichtsreduktion, gesunde Ernährung sowie Verzicht auf Alkohol und Rauchen.
Es folgt die Früherkennung: Dies ist richtig und wichtig, da in Österreich nur etwa jede zweite Frau zur Früherkennung geht, wodurch viele Patientinnen bedauerlicherweise erst spät mit beispielsweise offenkundig tastbarem, gar metastasiertem Brustkrebs diagnostiziert werden. Besonders Frauen mit dichtem Brustgewebe profitieren von kontrastangehobenen Untersuchungen wie der MRT oder eben CEM, da herkömmliche Mammografien bei ihnen weniger zuverlässig sind.
Bei einer Brustkrebsdiagnose ist eine Information über Behandlungsmöglichkeiten und ihre Erfolgswahrscheinlichkeit wichtig. Obwohl Brustkrebs in Österreich die Krebsstatistik mit großem Abstand anführt, sind die Todesfälle im Verhältnis deutlich geringer. Heute wird ein Großteil der Patientinnen mit Brustkrebs entweder geheilt oder kann über viele Jahre stabilisiert werden und ein weitgehend normales Leben führen. Hier muss man unterstreichen, dass früh diagnostizierter Brustkrebs in mehr als 80 Prozent der Fälle geheilt wird, was den Wert der Früherkennung hervorhebt.
Im AKH Wien, Abteilung für Allgemeinradiologie (7F) der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin gibt es ein regelmäßiges Screening-Programm zur Früherkennung von Brustkrebs, bei dem täglich Patientinnen betreut werden. Telefonische Terminvergabe: 01 / 40 400-76400