Verena Schrems – Eine schmucke Leihoma
Ausgeliehene Oma aus Leidenschaft
© Thomas Kirchmaier
Verena Schrems – wie sieht diese Leihoma aus? Stylischer Haarschnitt, trendiges Outfit und das souveräne Auftreten einer erfahrenen Geschäftsfrau – sie lächelt, wenn man sie fragt, warum sie denn gerne auch mal eine Großmutter zum Ausleihen ist. „Das war überhaupt nicht geplant, ich habe zufällig den Geschäftsführer des Katholischen Familienverbandes kennengelernt und er hat gemeint, das wäre doch was für mich.“ Nach einer kurzen Bedenkzeit findet sie tatsächlich „ihre“ Familie. „Die Menschen müssen zusammenpassen, die Eltern, die Kinder und ich“, sagt sie und erklärt, warum sie sich lieber als Wahloma anstatt als Leihoma bezeichnet. „Diese Aufgabe ist viel mehr als nur eine Oma auf Zeit oder ein Babysitter. Ich bin fast ein Familienmitglied. Wir sind nach einem Jahr richtig zusammengewachsen. Ich bin bei diversen Familienfeiern dabei und sie kommen auch mal zu mir nach Hause zu Besuch.“
Ich tolle mit den Kindern am liebsten am Boden herum, wir spielen Verstecken und lachen, bis uns die Tränen runterkullern.
Verena Schrems
Herumtollen und Tränen lachen
Einmal in der Woche ist sie mittendrin im Alltag der Familie. Wenn dort die Mama eine Auszeit braucht, Erledigungen macht oder im Haushalt Ordnung schafft, kommt sie zum Einsatz. Die zwei kleinen Mädchen können es kaum erwarten, bis „ihre Verena“ mit ihnen Zeit verbringt. Dass es dabei auch einmal so richtig rund geht, macht allen jede Menge Spaß: „Ich tolle mit den beiden am liebsten am Boden herum, wir spielen Verstecken und lachen, bis uns die Tränen runterkullern“, erzählt Verena Schrems und der Schalk schaut ihr aus den Augen.
Gegen den Strom
Ihr Temperament und zudem die Freude am Tun begleiten sie schon ihr ganzes Leben lang. Erzählt sie aus ihrer Biografie, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Aufgewachsen in einer Salzburger Unternehmerfamilie zieht es die promovierte Juristin ein Jahrzehnt lang hinaus in die Welt und sie agiert äußerst erfolgreich in der Tourismusbranche. Stets interessiert an Kunst und Design kommt sie dann in den USA mit Vintage-Schmuck in Berührung. „Mich hat immer Form und Farbe interessiert. Ich besuchte die großartigen Antiquitäten-
messen in London, Paris, New York und Miami, aber auch Flohmärkte. Speziell in Österreich war hochwertiger Modeschmuck ein kaum bekanntes Segment der Schmuckindustrie und des Kunsthandwerks. Nicht so in Amerika. Bereits in den 50er-Jahren sah man Berühmtheiten wie Audrey Hepburn und Jackie Kennedy mit diesen auffälligen, oft bunten Kreationen. Bei uns trug man Brilli oder Perle im Ohr. Der Modeschmuck hatte bei uns zudem keine Wertschätzung.“
Davon unbeeindruckt ließ Verena Schrems dann die Freude an der Sache nicht mehr los. Sie begann zudem die Stücke zu sammeln. Und lebte ihre Leidenschaft im privaten Rahmen aus, bis ihr schließlich durch Zufall ein Geschäftslokal in der Salzburger Altstadt angeboten wurde. Sie schlug dann zu und so wurde die passionierte Sammlerin zur Unternehmerin. Ihre Liebe und zudem Begeisterung für Vintage-Schmuck fand großen Anklang. „Sowohl die Einheimischen als auch die Stars und das Publikum der Festspiele waren von dem Schmuck sehr angetan“, erzählt sie. Neben dem Schmuckhandel begann sie zudem bald auch selbst Schmuck zu entwerfen und fertigen zu lassen.
Zufällig glücklich
Und doch entscheidet sie sich vor zwei Jahren, sich zurückzuziehen. „Man muss gut aufhören“. Sie verkaufte dann schließlich das Geschäft in bester Lage und nimmt Schritt für Schritt Abschied. Langeweile kommt trotzdem nie auf im bewegten Dasein der lebensfrohen Salzburgerin. Ihre Rolle als Wahloma, ihr soziales Engagement und ihre vielen Interessen machen ihr Leben bunt und reich. So farbenprächtig wie ihr Schmuck, der wie selbstverständlich zu ihr passt. Heute sind es zudem bunte Ohrringe aus Bakelit in Form eines Fantasievogels, begleitet von einem farbenfrohen Armreifen. „Jeder glaubt, dass diese Schmuckstücke zusammengehören, dabei habe ich sie unabhängig voneinander entdeckt, sie haben sich einfach gefunden“, verrät sie mit einem zufriedenen Lächeln.
Es scheint, als würden Zufälle Verena Schrems Leben immer wieder zu einem harmonischen Ganzen zusammenführen. So ist es wohl auch eine glückliche Fügung, dass sich die Wahlfamilie über eine wunderbare Oma freuen kann, die ihr Leben noch bunter macht.
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